Seit mir das erste Haar aus dem Kopf gewachsen ist, habe ich Locken… Und als Kind habe ich sie immer gehasst. Der Besuch beim Friseur war immer eine endlose Enttäuschung. Meine Eltern haben beide komplett glatte Haare und wussten auch nicht so recht, was man mit so einem Lockenkopf anfangen soll. 🙂
Später lernte ich von meinen afroamerikanischen Nachbarn, dass sie sich Öl in die Haare machen. Ich probierte es natürlich gleich und sah aus, als hätte ich mir seit Wochen die Haare nicht mehr gewaschen. Das war also auch nicht die richtige Haarpflege für mich.
In der Zwischenzeit habe ich viel Zeit in Südamerika verbracht und einiges von der brasilianischen Haarkultur gelernt. Brasilianerinnen legen sehr viel Wert auf ihr Aussehen. Viele haben Naturlocken und pflegen sie mit Cremes und Gels. In dieser Zeit habe ich auch meine perfekte Haarroutine kennengelernt – die Curly Girl Methode. Für alle, die ähnliche „Haarroutinen-Findungsprobleme“ haben, hier meine Tipps…
Haushaltswissen
Noch nie was von der Curly Girl Methode gehört? Erfunden wurde sie von Lorraine Massey (Handbuch „Schöne Locken). Dabei geht es hauptsächlich darum, Naturlocken zu schützen. Demnach sollten Hitze, chemische Stoffe, hohe Beanspruchung, falsche Pflege und Bürsten vermieden werden.
Besonders viel Wert wird zusätzlich auf die silikonfreie und sulfatfreie Pflege gelegt. Die Locken werden durch das Einkneten von Gel definiert. Auch die Art Locken zu schneiden unterscheidet sich sehr vom Glatthaar-Schnitt.
Bestimme deinen Haartyp
Nicht jede Haarroutine eignet sich für jeden Lockentyp. Deshalb ist es wichtig, dass du zuerst deinen Lockentyp herausfindest. Es gibt glattes Haar (Typ 1), welliges Haar (Typ 2), lockiges Haar (Typ 3) und krauses Haar (Typ 4). Weil es so viele Nuancen gibt, werden letztere noch in A-C unterteilt. Im Folgenden eine Übersicht der verschiedenen Haartypen. Versuche, dich einem der Typen zuzuordnen.
Der Unterschied zwischen den verschiedenen Typen ist oft fließend. Je nach Länge und Pflege können mehr oder weniger Locken entstehen. Der Lockentyp kann tatsächlich sogar je nach Styling variieren. Es ist übrigens auch ganz normal, wenn sich dein Haartyp über die Jahre immer wieder einmal verändert. Meine Schwester hatte zum Beispiel als Kind Typ 1 und ist mittlerweile bei Typ 3 angekommen…
Allgemein gilt aber: Je mehr Locken, desto anfälliger sind deine Haare für Trockenheit und Frizz! Gekaufte Stylingprodukte haben meist viele Zusatzstoffe, die den Haaren auf Dauer schaden und sie austrocknen. Natürliche und wirklich gute Produkte gibt es auch – dafür sind sie kaum bezahlbar. Deshalb hier mein ultimativer Favorit: Leinsamengel!
Leinsamengel – natürliche Lockenpflege
Wer sich vegan ernährt und vor allem vegan backt, der hat Leinsamen bestimmt auch schon als Ei-Ersatz genutzt. Aber – die braune Saat ist nicht nur zum Essen da… 😉
Leinsamen oder Leinsaat sind die Samen von Flachs. Sie enthalten Schleimstoffe, die in Verbindung mit Wasser aufquellen. Es enthält viele Vitamine und Mineralstoffe. So werden deine Haare mit den wichtigsten Nährstoffen versorgt und glänzen mehr. Die ebenfalls enthaltenen Omega-3-Fettsäuren stärken dünne und strähnige Haare und verbessern die Elastizität und damit die Sprungkraft der Locken. Leinsamengel gibt deinen Haaren außerdem viel Feuchtigkeit, da es zum Großteil aus Wasser besteht und als natürlicher Filmbildner wirkt.
Viele meiner Freundinnen haben das Leinsamengel bisher ausprobiert. Besonders diejenigen, die sehr feines und/oder etwas poröses Haar hatten, waren begeistert. Aber das Gel ist trotzdem nicht für jeden Haartyp geeignet. Ab Haartyp 2 – also sobald du etwas Wellen hast – kannst du es damit probieren. Zuerst einmal zeige ich dir, wie ich mein Gel herstelle.
Herstellung
Damit das Haargel möglichst lange haltbar bleibt, ist es wichtig, saubere Utensilien zu nutzen. Gebe die Leinsamen und das Wasser in einen mittelgroßen Topf. Schalte es auf die höchste Stufe, bis es richtig kocht. Sobald es hochkocht auf niedrige Stufe herunterschalten und immer wieder umrühren.
Ab jetzt kannst du immer wieder prüfen, ob die Konsistenz so ist, wie du dein Gel gerne hättest. Das kannst du tun, indem du einen sauberen Löffel in das Gemisch eintauchst und langsam wieder herausziehst. Das Gel muss lange Fäden ziehen. Es sollte ungefähr die Konsistenz von rohem Eiweiß haben.
Wenn du es nur kurz kochst, ist es relativ flüssig und zerrinnt dir beim Verteilen im Haar schnell durch die Finger. Wenn du es zu lange kochst, wird es umso schwerer es später durch das Sieb zu drücken. Ich koche die Mischung ungefähr 5 Minuten.
Danach wird das Gel direkt durch ein Sieb in eine Schüssel gegeben. Die Leinsamen kannst du jetzt entweder wegwerfen oder noch bis zu dreimal wiederverwenden. Wichtig ist dabei aber, dass du sie im Kühlschrank oder im Tiefkühlfach aufbewahrst.
Ich empfehle dir, den Topf gleich auszuwaschen, weil die kleinen Leinsamen später gerne am Topf festkleben… 😉
Um dem Gel einen angenehmen Duft zu geben und um es noch haltbarer zu machen, kannst du noch verschiedene Zusätze hinzugeben. Ich nutze sehr gerne ätherisches Pfefferminz-Öl und ätherisches Rosmarin-Campher-Öl. Zusätzlich gebe ich immer ein bis zwei Tropfen Seidenproteine dazu, um die Haare noch besser zu pflegen.
Alternativ kannst du auch Lemongras-Öl nutzen oder einen anderen Duft deiner Wahl. Vitamin E-Öl schützt die Haare vor den Folgen der Sonneneinstrahlung, unterstützt das Haarwachstum und macht die Haare kräftiger. Außerdem trägt es zu einer besseren Haltbarkeit des Gels bei.
Aufbewahrung
Ich bewahre mein Gel in praktischen, kleinen Pump-Fläschchen auf. Die in diesem Rezept angegebene Menge reicht bei mir für ungefähr einen Monat. Allerdings ist das Gel nur etwa eine Woche im Kühlschrank haltbar. Deshalb habe ich immer nur ein Fläschchen im Kühlschrank. Alle anderen gebe ich direkt nach dem Abkühlen in den Tiefkühlschrank. Nach Bedarf kann ich dann über Nacht ein neues auftauen lassen.
Anwendung
Das Leinsamengel kannst du nach dem Waschen deiner Haare aber auch zum Auffrischen jeden Morgen verwenden.
Nach dem Waschen
Ich nutze zum Waschen meiner Haare immer das milde und sulfatfreie Shampoo von Cantu. Nach dem Auswaschen arbeite ich den Conditioner ein und kämme meine Haare entweder mit den Händen oder mit einer Detangler-Bürste (Anti-Ziep-Bürste). Den Conditioner lasse ich ein paar Minuten einwirken. Um die Kopfhaut schön zu massieren, nutze ich eine Massagebürste. Mit der lässt sich auch der Conditioner super verteilen.
Bei lockigem Haar solltest du unbedingt Hitze vermeiden. Das bezieht sich nicht nur auf das Styling mit dem Föhn. Auch beim Haarewaschen solltest du besser auf heißes Wasser verzichten. Das Shampoo und den Conditioner spüle ich deshalb möglichst mit kaltem Wasser aus. Das sorgt dafür, dass sich die äußere Schuppenschicht schließt. Dadurch glänzen die Haare mehr und es bilden sich weniger Schuppen. Eine ähnliche Wirkung hat übrigens auch die „Saure Rinse“.
Haushaltswissen
Wer möchte, kann hin und wieder auch die „Saure Rinse“ anwenden. Dabei gibst du einfach zwei Esslöffel Apfelessig oder Zitronensaft auf einen Liter Wasser und lässt dieses Gemisch nach dem Waschen über deine Haare rinnen.
Danach werden die Haare eigentlich nicht ausgespült. Der Essiggeruch verfliegt nach kurzer Zeit. Ich nutze wegen des Geruches aber lieber Zitronensaft. Wer möchte, kann den Kopf auch noch einmal unter das kalte Wasser halten. Dadurch wird die Wirkung aber etwas abgeschwächt.
Nach dem Auswaschen wickle ich mir ein Mikrofaser-Handtuch um den Kopf, um die Haare leicht antrocknen zu lassen. Alternativ kannst du dir auch ein altes T-Shirt um den Kopf wickeln. Dann pumpe ich etwas Leinsamengel in meine Hand, verteile das Gel möglichst in den ganzen Haaren und knete die Locken.
Danach dürfen die Haare nicht gebürstet, angefasst oder sogar in einen Zopf gebunden werden. Sie müssen – je nach Haarlänge – einige Stunden trocknen.
Um mehr Volumen in deine Frisur zu bringen, kannst du – wenn nur noch die Haaransätze feucht sind – einen lockeren Zopf oder Dutt oben auf dem Kopf machen.
Wenn alle Haare komplett trocken sind, wirst du merken, dass die einzelnen Strähnen ganz hart sind. Das ist ein „Gelcast“. Keine Sorge, das ist für die Haare nicht schädlich, es schützt sie sogar.
Haushaltswissen
Gelcast? Erst wusste ich gar nicht, dass es sogar einen Namen für diesen „Zustand“ der Haare gibt. Aber heutzutage gibt es ja für alles einen Begriff… ;-).
Ja, also wenn das Gel in den Haaren trocknet, bildet es den sogenannten Gelcast. Dabei entstehen harte Strähnen, die aussehen, als wären sie noch nass. So halten die Locken beim Trocknen ihre Form. Erst wenn die Haare komplett trocken sind, wird der Gelcast ausgeknetet.
Jetzt ist der große Moment, an dem ich die Haare leicht knete, um den Cast zu lösen und die Haare zu lockern.
Zum Auffrischen
Besonders für Locken vom Typ 3 oder 4 ist tägliches Haarewaschen keine gute Idee. Lockiges Haar ist von Natur aus trocken. Je mehr sich die Haare kringeln, desto anfälliger ist die natürliche Schutzschicht der Haare. Mit zu häufigem Waschen nimmst du deinen sowieso eher trockenen Haaren noch mehr Feuchtigkeit.
Meine Haare lassen sich allerdings in trockenem Zustand gar nicht kämmen. Deshalb kommt morgens wieder das Leinsamengel zum Einsatz.
Ich feuchte meine Hände an und massiere nach und nach großzügig Leinsamengel in die Haare ein. Dabei kämme ich die Haare mit den Händen durch und entferne kleine Knoten. Gleichzeitig knete ich aber auch die Locken wieder schön.
Nach dem Auffrischen müssen die Haare komplett trocknen. Da aber jetzt der Haaransatz trocken bleibt, sind sie schon nach etwa 45 Minuten bereit zum Auskneten des Gelcasts.
Leinsamengel
Dieses Haargel ist nicht nur kostengünstig und einfach herzustellen. Es pflegt und regeneriert auch deine Haare. Du kannst es als Leave-In Conditioner nach dem Waschen oder auch zum täglichen Auffrischen deiner Locken nutzen.
Zubereitungszeit
30 min
Kategorie
Kosmetik
Menge
ca. 8 Pumpfläschchen
Zutaten
Für das Gel
- 5 EL Leinsamen
- 3 Tassen Wasser
Zusätzliches
- Seidenproteine
- Ätherisches Pfefferminz-Öl
- Ätherisches Rosmarin Campher-Öl
- Ätherisches Lemongras-Öl
- Vitamin E Öl
Anleitung
- Gebe die Leinsamen und das Wasser in einen mittelgroßen Topf. Schalte es auf die höchste Stufe, bis es richtig kocht.
- Sobald es hochkocht auf niedrige Stufe herunterschalten und immer wieder umrühren.
- Ab jetzt kannst du immer wieder prüfen, ob die Konsistenz so ist, wie du dein Gel gerne hättest. Das kannst du tun, indem du einen sauberen Löffel in das Gemisch eintauchst und langsam wieder herausziehst. Das Gel muss lange Fäden ziehen. Es sollte ungefähr die Konsistenz von rohem Eiweiß haben. Ich koche die Mischung ungefähr 5 Minuten.
- Danach wird die Mischung direkt durch ein Sieb in eine Schüssel gegeben.
- Um dem Gel einen angenehmen Duft zu geben und um es noch haltbarer zu machen, kannst du noch ätherische Öle oder Seidenproteine zugeben.
- Im Kühlschrank kannst du das Gel etwa eine Woche aufbewahren. Im Tiefkühlschrank hält es ein bis zwei Monate.